Lacerta agilis Linnaeus, 1758
Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: V - Vorwarnliste
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 3 - gefährdet
Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Die Zauneidechse ist die häufigste Reptilienart in Sachsen-Anhalt. Zwischen 2001 und 2023 liegen Nachweise aus 174 MTB vor, womit die Zauneidechse zu den weit verbreiteten Arten zählt (GROSSE & Seyring 2015).
Die Verbreitungsschwerpunkte der Zauneidechse liegen in der planar-kollinen Stufe. Nachweise der Art sind aus allen Landesteilen bekannt, Verbreitungslücken bestehen lediglich in den höheren Lagen des Harzes – der höchstgelegene Fund gelang in einer Höhe von 492 m ü. NN – sowie in Teilen der Magdeburger Börde. Etwas seltener ist die Zauneidechse zudem östlich der Elbe im Zerbster Ackerland, im Vorfläming sowie Fläming. Häufig kann die Art hingegen in der Glücksburger Heide, im Schwarze-Elster-Tal, der Annaburger Heide sowie im Köthener und Halleschen Ackerland des Saaletals gefunden werden. Das Saaletal mit seinem Steppenklima im Regenschatten des Harzes sowie das Östliche Harzvorland stellen Ballungsräume der Zauneidechse dar. Auch das Saale-Unstruttal sowie das Weiße-Elster-Tal im Süden des Landes weisen hohe Besiedlungsdichten auf. Darüber hinaus kann die Zauneidechse mit teilweise großen Populationen an Bahngleisen, am Mittellandkanal im Bereich der Elbe sowie in Militäranlagen der Colbitz-Letzlinger Heide vorgefunden werden. (GROSSE & Seyring 2015)
Die Zauneidechse ist ein ursprünglicher Steppenbewohner und bevorzugt als xerothermophile Art sonnige Habitate an südexponierten Hanglagen. Sie hat sich an eine Vielzahl an anthropogen überformten Lebensräumen angepasst, wie Grabenränder, Feldraine, Ackerrandstreifen, Waldränder, Heiden, Sanddünen, Hecken, Abbaugruben sowie Bahn- und Kanaldämme. Für die Zauneidechse ist dabei eine Mischung aus Sonnenplätzen und Deckungsmöglichkeiten wichtig. Charakteristische Merkmale ihrer Habitate umfassen daher sandige, steinige und lockere Böden, unterschiedlich dichte Vegetation sowie Strukturen wie Totholz, Steine oder Baumstubben. (GROSSE & Seyring 2015)
Die Vorkommen der Zauneidechse unterliegen insgesamt einer abnehmenden Tendenz, da viele Habitate (z.B. Trocken- und Halbtrockenrasen, Heiden oder trockene Grünlandsäume) durch Nutzungsaufgabe und daraus folgender Sukzession ihre Wertigkeit für die Art verlieren. Darüber hinaus gehen zunehmend auch Sekundärhabitate der Zauneidechse, wie abgedeckte Deponien, aufgelassene Abbaustandorte oder Gewerbegebietsbrachen, durch die gezielte Nutzung von industriellen und militärischen „Konversionsflächen“ verloren. (GROSSE et al. 2019)
Vorkommen in FFH-Gebieten
Zwischen 2001 und 2014 wurde die Zauneidechse in 109 (41 %) der 265 FFH-Gebiete nachgewiesen. Von den insgesamt 1.988 Fundorten der Zauneidechse in Sachsen-Anhalt gelangen 569 (29 %) in FFH-Gebieten. Fast ein Drittel des Vorkommens ist im Naturraum „Mitteldeutsches Schwarzerdegebiet“ (D20) zu finden, mit hohen Populationsdichten in den FFH-Gebieten „Trockenrasenhänge nördlich des Süßen Sees“ (FFH0112), „Salzatal bei Langenbogen“ (FFH0124), „Salziger See nördlich Röblingen am See“ (FFH0165) sowie „Porphyrkuppenlandschaft nordwestlich Halle“ (FFH0118). Etwa ein Viertel der Nachweise findet sich im „Elbe-Mulde-Tiefland“ (D10) sowie in der „Elbtalniederung“ (D09); in letzterem Naturraum werden viele Vorkommen im Deichhinterland oder auf den Deichkörpern erfasst, welche oft als FFH-Gebietsgrenze fungieren.
Im „Fläming“ (D11) stellen die FFH-Gebiete „Glücksburger Heide“ (FFH0068), „Woltersdorfer Heide nördlich Wittenberg-Lutherstadt“ (FFH0066) sowie „Heide südlich Burg“ (FFH0049) regionale Verbreitungsschwerpunkte dar, im „Wendland und Altmark“ (D29) die „Colbitz-Letzlinger Heide“ (FFH0235). Im Südwesten von Sachsen-Anhalt werden im Naturraum „Thüringer Becken und Randplatten“ über 20 FFH-Gebiete, welche durch trockene Offenlandstandorte charakterisiert sind, von der Zauneidechse besiedelt. In der atlantischen Region liegen für das „Nördliche Harzvorland“ (D33) mit dem FFH-Gebiet „Huy nördlich Halberstadt“ (FFH0047) noch höhere Nachweishäufungen vor. (GROSSE & Seyring 2015)
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Zauneidechse richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr an vier Begehungsterminen zu erfassen. Die Begehungen sind im April, Mai und Juni zur Erhebung der adulten und subadulten Tiere sowie im Zeitraum von August bis Oktober für die Zählung der Schlüpflinge durchzuführen. Dabei werden insbesondere für die Art geeignete Strukturen abgesucht. Nach den vier Begehungen wird als Zielgröße die maximal ermittelte Aktivität (Tiere pro Stunde) während einer dieser Begehungen festgelegt.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt einmalig je Berichtsperiode anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Strukturierung des Lebensraums
- Anteil wärmebegünstigter Teilfächen sowie Exposition
- Häufigkeit von Strukturelementen (Holzstubben, Totholzhaufen, Gebüsche)
- Offene, lockere, grabfähige Bodenstellen in SE- bis SW-Exposition
- Entfernung zum nächsten Vorkommen
- Eignung des Geländes zwischen zwei Vorkommen für Individuen der Art
Beeinträchtigungen
- Sukzession
- Fahrwege im Lebensraum bzw. an diesen angrenzend (100 m Umkreis)
- Bedrohung durch Haustiere, Wildschweine, Marderhund etc.
- Weitere Beeinträchtigungen
Derzeit (Stand 2024) umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Zauneidechse 10 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete verteilen sich über 5 Landkreise und befinden sich mit einer Ausnahme alle in FFH-Gebieten.
In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.
STPE-Nr. | Name | Landkreis | Lage im FFH-Gebiet | Biogeogr. Region |
---|---|---|---|---|
LaceAgil_01 | Kellerberge Gardelegen | Altmarkkreis Salzwedel | FFH0080LSA | Kontinental |
LaceAgil_02 | Paulskopf im Huy | Harz | FFH0047LSA | Atlantisch |
LaceAgil_03 | Harslebener Hinterberge | Harz | FFH0084LSA | Atlantisch |
LaceAgil_04 | Teufelsmauer nördlich Thale | Harz | FFH0091LSA | Atlantisch |
LaceAgil_05 | Porphyrkuppen-landschaft Halle | Saalekreis | FFH0118LSA | Kontinental |
LaceAgil_06 | Salzatal bei Langenbogen | Saalekreis | FFH0124LSA | Kontinental |
LaceAgil_07 | Tote Täler bei Freyburg | Burgenlandkreis | FFH0151LSA | Kontinental |
LaceAgil_08 | Streuobstwiese südlich Mannsdorf | Burgenlandkreis | – | Kontinental |
LaceAgil_09 | Woltersdorfer Heide | Wittenberg | FFH0066LSA | Kontinental |
LaceAgil_10 | Glücksburger Heide | Wittenberg | FFH0068LSA | Kontinental |