Schlingnatter

Coronella austriaca Laurenti, 1768

Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: 3 - gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet

Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Die Schlingnatter ist, abgesehen von der Kreuzotter, die zweitseltenste Reptilienart in Sachsen-Anhalt. Seit 2001 wurde die Schlingnatter in 55 MTB nachgewiesen, was einer Rasterfrequenz von 27 % entspricht. Die Art bevorzugt bewaldete Landschaften sowie Offenlandhabitate, welche ihr randständige, wärmegetönte Saumbiotope mit verschiedenen Strukturen und Sukzessionsstadien als ideale Lebensräume bieten. In Sachsen-Anhalt ist die Schlingnatter insbesondere am Südrand des Tieflandes sowie im Vorland und den Rändern des Harzes anzutreffen (GROSSE & SEYRING 2015).

Im nordöstlichen Landesteil ist ein vergleichsweise großes Vorkommen in den östlichen Altmarkheiden, vorrangig der Colbitz-Letzlinger Heide, vorzufinden. Auch im Hochfläming sowie im Burger und Wittenberger Vorfläming wurden einige aktuelle Nachweise erbracht, ebenso im südlichen Fläming-Hügelland in der Glücksburger Heide. Auch die Mosigkauer, Oranienbaumer und Dübener Heide sowie die Tagebauregion Muldenstein-Burgkemnitz beherbergen Populationen der Art. In der Stadtperipherie von Dessau und Wittenberg wurden ebenfalls Schlingnattern nachgewiesen. Die Elbtalniederung wird von der Schlingnatter hingegen nicht besiedelt. Darüber hinaus bestehen großflächige Verbreitungslücken in den intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen des Zerbster, Köthener und Halleschen Ackerlandes sowie der Magdeburger Börde (GROSSE & SEYRING 2015).

Der nordöstliche Verbreitungsschwerpunkt der Schlingnatter konzentriert sich auf den Harz, wobei der östliche Harzrand, der nördliche Mittelharz und der Ostharz besonders viele Vorkommen aufweisen. Der Südharz sowie das Südliche Harzvorland sind dagegen nur lückig besiedelt. Die bisher nachgewiesene Höhengrenze wird im Harz mit 507 m ü.NN bei Königshütte angegeben. Im Süden von Sachsen-Anhalt lassen sich im oberen Saaletal und der Unstrutmündung rund um Freyburg (Tote Täler) und Goseck Populationen nachweisen (GROSSE & SEYRING 2015).

Die Schlingnatter ist u.a. durch einen Verlust von geegineten Habitaten bedroht. So sind Lebensräume wie Trockenrasen und Heideflächen teilweise von Unternutzung und Sukzession betroffen, während Saumbiotope an Waldrändern zunehmend durch die Landwirtschaft bearbeitet werden. Die Sekundärhabitate, zum Beispiel brach liegende Flächen oder Bahnnebenflächen, unterliegen ebenfalls einem zunehmenden Nutzungsdruck, etwa aufgrund des Ausbaus von Freiflächenphotovoltaikanlagen. (GROSSE et al. 2019)


Vorkommen in FFH-Gebieten

Von den im Zeitraum zwischen 2001 und 2014 gemeldeten Fundpunkten befanden sich 43 % innerhalb von FFH-Gebieten. Damit erreicht die Schlingnatter eine hohe Repräsentanz innerhalb der Schutzgebietskulisse. Da die Art jedoch sehr verborgen lebt, ist weiterhin von einem unvollständigen Vebreitungsbild auszugehen (GROSSE & SEYRING 2015).

Im Südwesten von Sachsen-Anhalt stellen die Naturräume „Harz“ (D37) sowie „Thüringer Becken und Randplatten“ (D18) wichtige Verbreitungsschwerpunkte dar, welche sich bis in die angrenzenden Naturräume ausdehnen. In diesem Bereich existieren aktuelle Nachweise der Schlingnatter in mehr als 20 FFH-Gebieten. Im Norden von Sachsen-Anhalt konzentriert sich die Verbreitung auf den Naturraum „Wendland und Altmark“ (D29), wobei die FFH-Gebiete „Colbitz-Letzlinger Heide“ (FFH0235) und „Jävenitzer Moor“ (FFH0027) besiedelt sind. Darüber hinaus ist auch der westliche Bereich der „Elbtalniederung“ (D09) mit den FFH-Gebieten „Mahlpfuhler Fenn“ (FFH0035) und „Elbaue südlich Rogätz mit Ohremündung“ (FFH0038) Heimat der Schlingnatter. Im Osten von Sachsen-Anhalt, wo das „Elbe-Mulde-Tiefland“ (D10) sowie der „Fläming“ (D11) besiedelt sind, konnten aktuelle Populationsnachweise in den FFH-Gebieten „Mittlere Oranienbaumer Heide“ (FFH0168), „Annaburger Heide“ (FFH0176), „Glücksburger Heide“ (FFH0068) sowie „Schlauch Burgkemnitz“ (FFH0285) erbracht werden (GROSSE & SEYRING 2015).

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Schlingnatter richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr an zehn Begehungsterminen zu erfassen. Die Begehungen sind an sonnig-warmen Frühjahrs-, Spätsommer- und Herbsttagen bei Lufttemperaturen von 18-23 Grad C vorzunehmen. Hierfür sollen Künstliche Verstecke, beispielsweise Blechplatten, Bitumenwellplatten etc., eingesetzt werden. Bei den Begehungen sind Sichtbeobachtungen sowie Kontrollen der Künstlichen Verstecke durchzuführen. Die Abschätzung der Populationsstruktur erfolgt über den Sichtnachweis von Jungtieren (< 40 cm Gesamtlänge) sowie Natternhemden bis 40 cm Gesamtlänge über den gesamten Erfassungszeitraum.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt einmalig je Berichtsperiode anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Strukturierung des Lebensraums
  • Anteil SE bis SW exponierter oder ebener, unbeschatteter Flächen
  • Relative Anzahl geeigneter Sonnenplätze (z.B. Steinstrukturen, Holzstrukturen, Linienstrukturen, halbschattige Säume)
  • Entfernung zum nächsten Vorkommen
  • Eignung des Geländes zwischen zwei Vorkommen für Individuen der Art

Beeinträchtigungen

  • Sukzession
  • Vereinbarkeit des Nutzungsregimes mit der Ökologie der Art
  • Akture Bedrohung durch Flurbereinigungen, Austausch von Gleisschotter, Beseitigung von Trockenmauern oder Bebauung
  • Fahrwege (geteert oder ungeteert) im Lebensraum bzw. an diesen angrenzend (100 m Umkreis)
  • Bedrohung durch Haustiere, Wildschweine, Marderhund etc.
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit (Stand 2024) umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Schlingnatter 10 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen) in den Landkreisen Stendal, Harz, Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis und Wittenberg. Bis auf eine Ausnahme befinden sich alle Flächen in FFH-Gebieten.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.NameLandkreisLage im
FFH-Gebiet
Biogeogr. Region
CoroAust_01Colbitz-Letzlinger HeideStendalFFH0235LSAKontinental
CoroAust_02Ziegenberg bei HeimburgHarzFFH0079LSAAtlantisch
CoroAust_03Harslebener HinterbergeHarzFFH0084LSAAtlantisch
CoroAust_04Teufelsmauer nördlich ThaleHarzFFH0091LSAAtlantisch
CoroAust_05Sandgrube Lehof bei QuedlinburgHarzFFH0086LSAAtlantisch
CoroAust_06Gipskarstlandschaft PölsfeldMansfeld-SüdharzFFH0108LSAKontinental
CoroAust_07Tote Täler bei FreyburgBurgenlandkreisFFH0151LSAKontinental
CoroAust_08Streuobstwiese südlich MannsdorfBurgenlandkreisKontinental
CoroAust_09Oranienbaumer HeideWittenbergFFH0168LSAKontinental
CoroAust_10Glücksburger HeideWittenbergFFH0068LSAKontinental