Petromyzon marinus Linnaeus, 1758
Natura 2000: Anhang II
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Kenntnisstand zur Verbreitung in Sachsen-Anhalt
Für das Meerneunauge besitzt die Elbe in Sachsen-Anhalt eine Funktion als Transfergewässer.
Hinweise liegen jedoch nur sporadisch vor, so dass ein systematisches Monitoring weder
sinnvoll noch durchführbar ist.
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise gesammelt und auf Basis des für die FFH-Berichtspflichten verbindlichen 10×10 km-Rasterfeldnetz der Europäischen Umweltagentur (EEA-Grid) dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ Rasterfelder, d. h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis im jeweiligen Bezugszeitraum. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, eine Zusammenführung der in der Oberen Fischereibehörde (Auflage bei Ausnahmegenehmigungen zur Elektrofischerei), im Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (Erfassungen zur WRRL) erfassten Nachweise sowie Meldungen der ehrenamtlich arbeitenden Anglerverbände sind dazu erforderlich. Eine Auswertung erfolgt zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes. Der Gesamtbestand und die Habitatgröße werden auf Rasterfeldbasis ermittelt.
Erfassungsmethodik des Stichprobenmonitorings
Seitens des Bundes wurden Methoden für Erfassung und Bewertung definiert (BFN & BLAK 2017), die jedoch in Sachsen-Anhalt gegenwärtig nicht anwendbar sind. Stattdessen wird eine fortlaufende allgemeine Datensammlung mit landesweitem Bezugsraum durchgeführt. Generell gilt im Vorkommensgebiet Totalzensus. Die gutachterlichen Einschätzungen werden auf Bundesebene zur Verfügung gestellt.
Die Methoden der Bestands- und Habitaterfassung werden hier lediglich informativ aufgeführt.
Methode Population:
Die Populationserfassung erfolgt als allgemeiner Präsenznachweis über Subadulte und Adulte, im Bereich der Übergangs- und Küstengewässer bei etablierten Hamenbefischungen, Zählungen aufsteigender adulter Tiere z.B. mit Reusen in Fischaufstiegsanlagen (v.a. Herbst – Frühwinter bzw. Frühjahr – Sommer), i.d.R. jährlich. Die Erfassung der Adulten erfolgt an den Laichplätzen (Laichgrubenzählung). Mehrere Begehungen während der Hauptreproduktionszeit pro Untersuchungsjahr sind sinnvoll.
Methode Habitatqualität:
Die Charakterisierung der besiedelten Gewässer erfolgt anhand struktureller, morphologischer, physikalischer und chemischer Merkmale, einmal im Berichtszeitraum. Die Bewertung kann bezogen auf die Gewässerausprägung in der jeweiligen Region (Tiefland/Mittelgebirge) vorgenommen werden. Die Bewertung der Durchgängigkeit Wandergewässer wird zentral vom BfN durchgeführt, da diese oft mehrere Bundesländer tangieren. Dazu muss die Stichprobe einem Wandergewässersystem eindeutig zugeordnet werden (BFN & BLAK 2017).
Methodik der Bewertung des Erhaltungszustandes
Die Bewertung der Populationsparameter bzw. der Laich- und Juvenilgewässer kommt in Sachsen-Anhalt gegenwärtig nicht zur Anwendung. Die Bewertung der Wandergewässer erfolgt als Expertenvotum auf Bundesebene.
Tab. 1: Bewertung des Erhaltungszustandes von Populationen des Meerneunauges (Petromyzon marinus) in Sachsen-Anhalt
Meerneunauge – Petromyzon marinus | |||
Kriterien/Wertstufe | A | B | C |
A) Wandergewässer | |||
Beeinträchtigungen | Keine bis gering | Mittel | Stark |
Querverbaue im jeweiligen Bundesland (Beeinträchtigung bezieht sich auf Auf- und Abwanderung jeweils aller wandernden Stadien) | Wird länderübergreifend von ExpertInnen und BfN bewertet | ||
Sauerstoffdefizite und thermische Belastungen (Expertenvotum) | Ohne erkennbare Auswirkungen | Geringe Auswirkungen | Erheblich, mit erkennbaren Auswirkungen |
Wasserentnahmen (z. B. Ansaugen von abwandernden Tieren in Entnahmebauwerken, z. B. Kühlwasserentnahmen) (Expertenvotum) | Ohne erkennbare Auswirkungen | Geringe Auswirkungen | Erheblich, mit erkennbaren Auswirkungen |
B) Laich- und Juvenilgewässer | |||
Zustand der Population | Hervorragend | Gut | Mittel bis schlecht |
Bestandsgröße/Abundanz: Adulte (in geeigneten Habitaten) | Expertenvotum mit Begründung | ||
Habitatqualität | Hervorragend | Gut | Mittel bis schlecht |
Laichgebiete: strukturreiche, kiesig-steinige Abschnitte mit mittelstarker Strömung (Expertenvotum) | In allen Teilabschnitten des Gewässers ausreichend vorhanden | Regelmäßig vorhanden, in Teilabschnitten fehlend | Nur in wenigen Teilabschnitten vorhanden |
Larvalhabitate: Abschnitte mit stabilen Sedimentbänken (Sand, Feinsand) in ausreichender Schichtdicke (≥15 cm) mit ausreichendem Detritusanteil (Expertenvotum) | Flächendeckend vorhanden | Regelmäßig vorhanden, in Teilabschnitten fehlend | Nur in Teilabschnitten vorhanden |
Beeinträchtigungen | Keine bis gering | Mittel | Stark |
Anthropogene Stoff- und Feinsedimenteinträge (Expertenvotum) | Ohne erkennbare Auswirkungen | Geringe Auswirkungen | Mit erheblichen Auswirkungen |
Eingriffe im Gewässer (Gewässerausbau und Unterhaltungsmaßnahmen; (Expertenvotum) | Ohne erkennbare Auswirkungen | Geringe Auswirkungen | Mit erheblichen Auswirkungen |
Querverbaue und Durchlässe (Beeinträchtigung bezieht sich auf Auf- und Abwanderung jeweils aller wandernden Stadien) (Expertenvotum) | Keine, Durchgängigkeit nicht beeinträchtigt | Durchgängigkeit beeinträchtigt, aber Querbauwerke i. d. R. für einen Teil der Individuen passierbar | Durchgängigkeit so gering, dass das Fortbestehen der Vorkommen langfristig gefährdet ist |
Weitere Beeinträchtigungen für Petromyzon marinus (Expertenvotum mit Begründung) | Keine | Mittlere bis geringe | Starke |