Ophiogomphus cecilia (Fourcroy, 1785)
Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland: * - ungefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: * - ungefährdet
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Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Die Grüne Flussjungfer ist eine rheophile Fließwasser-Art, die auf kiesigen Grund und Ufergehölz angewiesen ist. In Sachsen-Anhalt ist sie an kleinen Bächen, Kanälen sowie Flüssen mit Baumbestand vertreten. (MÜLLER et al. 2018)
Die Bestände der Grünen Flussjungfer sind seit Anfang der 1990er Jahre aufgrund einer verbesserten Wasserqualität sowie naturnäherer Sohl- und Uferstrukturen deutlich angestiegen (MAMMEN et al. 2019). Für die Elbe in Sachsen-Anhalt kann mittlerweile wieder von einer nahezu lückenlosen Besiedlung ausgegangen werden. Nachweise gelangen darüber hinaus auch an der Mulde, Weißen Elster, Schwarzen Elster, Helme, Unstrut und Saale. Daneben existieren Nachweise von einigen Bächen abseits der Elbe, so dem Fliethbach, der Tangerniederung und der Ihle. (MÜLLER & STEGLICH 1998, MÜLLER & STEGLICH 2004, PIETSCH 2003)
Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in den Naturraumeinheiten „Elbtalniederung“ (D09) und „Elbe-Mulde-Tiefland“ (D10), welche das Elbtal sowie die Flussauen von Mulde und Schwarzer Elster umfassen. Die Vorkommen befinden sich hier aufgrund der (fast) durchgängigen Meldung der Elbe, der Mulde sowie der Schwarzen Elster nahezu vollständig innerhalb von FFH-Gebieten. Darüber hinaus sind auch Bestände in den Naturräumen „Fläming“ (D11), „Thüringer Becken und Randplatten“ (D18), „Erzgebirgsvorland und Sächsisches Hügelland“ (D19), „Mitteldeutsches Schwarzerdegebiet“ (D20), „Wendland und Altmark“ (D29) sowie „Harz“ (D37) nachgewiesen. Zwischen 2001 und 2023 wurden Funde aus 59 MTB dokumentiert, was einer Rasterfrequenz von 28,3 % entspricht.
Es wird davon ausgegangen, dass weiterhin Kenntnisdefizite bezüglich der aktuellen Verbreitung der Grünen Flussjungfer im Land Sachsen-Anhalt vorhanden sind. Es besteht daher weiterhin Untersuchungsbedarf, insbesondere auch an kleineren Fließgewässern im nördlichen und östlichen Sachsen-Anhalt (u.a. Aland, Biese, Uchte, Ohre, Nuthe sowie Fließgewässer in der Annaburger Heide). (MÜLLER et al. 2018)
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Grünen Flussjungfer richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BFN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population dreimal zu erfassen. Dafür soll eine quantitative Exuvienaufsammlung im Rahmen von 3 Begehungen während der Hauptemergenz stattfinden. Bei Hochwasserereignissen ist eventuell eine zusätzliche Begehung durchzuführen. Die Probefläche erstreckt sich bei einseitiger Uferlinie über 250 m, bei beidseitiger Uferuntersuchung über 125 m; der Richtwert für die betrachteten Uferstreifen beträgt 2 m.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt einmal je Berichtsperiode anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Kies- und Sandanteil der einsehbaren Gewässersohle
- Gewässergüte: Biologische Gewässergüteklasse (Alternativ: Bewertung Saprobie nach WRRL)
- Besonnung des Gewässers
- Anteil Offenlandflächen im unmittelbaren Gewässerumfeld
Beeinträchtigungen
- Verschlammung/Veralgung der Sohlensubstrate
- Gewässerausbau
- Wellenschlag durch Schiffe in Buhnenbereichen
- Weitere Beeinträchtigungen
Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Grüne Flussjungfer 10 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete verteilen sich über 8 Landkreise, vorrangig in der östlichen Landeshälfte.
In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.
STPE-Nr. | Name | Landkreis | Lage im FFH-Gebiet | Biogeogr. Region |
---|---|---|---|---|
1 | Elbe bei Grieben | Stendal | FFH0157LSA | Kontinental |
2 | Elbe zwischen Bösewig und Bleddin | Wittenberg | FFH0073LSA | Kontinental |
3 | Elbe oberhalb Rogätz | Jerichower Land | FFH0038LSA | Kontinental |
4 | Elbe bei Magdeburg, Prester | Magdeburg | FFH0050LSA | Kontinental |
5 | Elbe bei Sandau | Stendal | FFH0012LSA | Kontinental |
6 | Elbe Steutz | Anhalt-Bitterfeld | FFH0125LSA | Kontinental |
7 | Unstrut zwischen Memleben und Wangen | Burgenlandkreis | – | Kontinental |
8 | Saale bei Brachwitz | Saalekreis | – | Kontinental |
9 | Mulde bei Dessau | Dessau-Roßlau | FFH0129LSA | Kontinental |
10 | Weiße Elster bei Profen | Burgenlandkreis | FFH0155LSA | Kontinental |
BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) & BUND-LÄNDER-ARBEITSKREIS (BLAK) FFH-MONITORING UND BERICHTSPFLICHT 2017: Bewertungsschemata für die Bewertung des Erhaltungsgrades von Arten und Lebensraumtypen als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring. Teil I: Arten nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie (mit Ausnahme der marinen Säugetiere). – BfN-Skripten 480, Bundesamt für Naturschutz.
MAMMEN, K., K. BAUMANN, M. DUMJAHN, J. HUTH, B. NICOLAI & M. SCHULZE 2019: Rote Listen Sachsen-Anhalt. Libellen. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 1/2020: 477-496.
MÜLLER, J. & R. STEGLICH 1998: Die Flussjungfern Gomphus flavipes und Ophiogomphus cecilia in Donau und Nebenflüssen. – 1998 halophila, Mitt.-Bl. FG Faun. Ökol. Staßfurt 36: 3.
MÜLLER, J. & R. STEGLICH 2001: Zum aktuellen Vorkommen der Flußjungfern (Gomphus et Ophiogomphus – Odonata) in der Elbe Sachsen-Anhalts. – Entomologische Nachrichten und Berichte 45 (3/4): 145–150.
MÜLLER, J. & STEGLICH, R. 2004: Zur Entwicklung der Vorkommen der Flußjungfern (Gomphidae) in Sachsen-Anhalt. – pedemontanum 5: 10-12.
MÜLLER, J., R. STEGLICH & V. E. MÜLLER 2018: Libellenatlas Sachsen-Anhalt – Beitrag zur historischen und aktuellen Erforschung der Libellen-Fauna (Odonata) Sachsen-Anhalts bis zum Jahr 2016. – Entomologen-Vereinigung Sachsen-Anhalt. Schönebeck.
PIETSCH, T. 2003: Nachweis der Grünen Flußjungfer, Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia FOURCROY, 1785) im südlichen Sachsen-Anhalt im NSG „Forst Bibra“ (Burgenlandkreis). – Entomol. Mitt. Sachsen-Anhalt 11: 3-5.
STEGLICH, R. (2001): Ophiogomphus cecilia (Fourcroy, 1785) – Grüne Flußjungfer, Keiljungfer. – In: LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (Hrsg.): Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. – Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 38, Sonderheft: 15-17.