Vertigo angustior Jeffreys, 1830
Natura 2000: Anhang II
Rote Liste Deutschland: 3 - gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 3 - gefährdet
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Die Schmale Windelschnecke gehört in Sachsen-Anhalt zu den selteneren Arten und wird auch in der historischen Literatur nur mit wenigen Fundorten genannt. Zwischen 2001 und 2023 wurden Nachweise aus 32 MTB erbracht.
Die Schmale Windelschnecke besiedelt nasse bis feuchte, basenhaltige und wärmegetönte Offenlandstandorte mit Sumpf- und Feuchtwiesenvegetation. In Sachsen-Anhalt ist sie insbesondere in Rieden und Röhrichten auf basenhaltigen Niedermoorstandorten zu finden, wie beispielsweise in der Fuhreniederung, im Helsunger Bruch oder entlang der Teiche bei Steckby. Auch quellige und versumpfte Bachtäler werden angenommen, wie Vorkommen an Reide, Geisel und Ellerbach zeigen. Zudem ist die Art teilweise auch auf salzbeeinflussten Standorten zu finden, etwa am Ufer des ehemaligen Salzigen Sees oder der Salzstelle Hecklingen. Gefährdungen der Schmalen Windelschnecke ergeben sich insbesondere durch Bodenmelioration und Grundwasserabsenkung. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)
Die Lage der historischen Nachweisorte zeichnet im Wesentlichen das Einzugsgebiet ansässiger Sammler ab. Dabei zeigt sich eine Fundorthäufung im Raum Magdeburg, Haldensleben, Burg und Staßfurt (REGIUS 1930, 1966; REINHARDT 1874) sowie Halle, Bitterfeld bis Bad Kösen (GOLDFUß 1900, 1904). In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kamen Fundorte für den Saalekreis und den Landkreis Mansfeld-Südharz hinzu (KÖRNIG 1966, 1981, 1989; KÖRNIG in EBEL & SCHÖNBRODT 1988, 1991).
Nach 1990 erfolgten weitere Neufunde im Rahmen der Erarbeitung unveröffentlichter Gutachten. Seit der Aufnahme der Schmalen Windelschnecke in den Anhang II der FFH-Richtlinie wird sie verstärkt bei Naturschutzfachplanungen berücksichtigt und gezielter erfasst. Neben zahlreichen Neufunden erfolgte auch eine Überprüfung der oben genannten historischen Fundortangaben. Trotz des Kenntniszuwachses zur Verbreitung der Art in Sachsen-Anhalt muss davon ausgegangen werden, dass bislang nur ein Teil der möglichen Vorkommen bekannt sind. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)
Einige Altnachweise bedürfen dringend der erneuten Überprüfung, da ihnen eine Bedeutung bei der Repräsentanz der Art in einzelnen Naturräumen zukommt. Dies betrifft die naturräumliche Haupteinheit „Fläming“ (D11) sowie die Ohreniederung im Übergangsbereich der Haupteinheiten „Weser-Aller-Flachland“ (D31) sowie „Wendland und Altmark“ (D29). Darüber hinaus stellen einige bislang nicht oder wenig untersuchte Regionen Verdachtsräume für die Schmale Windelschnecke dar. Hierzu zählt u.a. das Fiener Bruch, in dem die Art aufgrund der Biotopausstattung sowie der bekannten Vorkommen im unmittelbar angrenzenden Brandenburg zu erwarten ist. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Schmalen Windelschnecke richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr mit einer Begehung zwischen Anfang April bis Anfang November zu erfassen. Hierfür wird das gesamte Habitat durch eine Übersichtsbegehung als Vorbereitung der Auswahl einer Probefläche abgegrenzt und die Flächengröße festgehalten. Anschließend wird die Populationsdichte im vermuteten Habitat auf repräsentativen Teilflächen erhoben. Grundsätzlich ist 1 m2 zu beproben, dieser wird auf 4 Teilflächen verteilt. Dabei ist die krautige Vegetation mit einer Schere bis auf den Grund abzuschneiden, die Moosschicht und die aufliegende Streu einschließlich des lockeren Oberbodens sind komplett abzutragen und zu sieben. Alternativ sind auf streuarmen bzw. streulosen Nutzflächen Bodenproben zur Erfassung erforderlich.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Belichtung der Bodenschicht
- Wasserhaushalt (als Schätzwert): (zeitweise) austrocknend, gleichmäßig feucht, staunass, (zeitweilig) überstaut
- Anzeichen mangelnder Habitatqualität durch Begleitfauna
Beeinträchtigungen
- Nährstoffeintrag
- Beeinträchtigung durch Flächennutzung: Mahdregime, Schnitthöhe, Intensität der Beweidung, Walzen des Grünlandes etc.
- Aufgabe habitatprägender extensiver Nutzung
- Anthropogene Veränderung des Wasserhaushaltes
- Weitere Beeinträchtigungen
Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Schmale Windelschnecke 13 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete befinden sich in 8 Landkreisen, wobei mehrere Flächen im Saalekreis liegen.
In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.
STPE-Nr. | Name | Landkreis | Biogeogr. Region |
---|---|---|---|
ST_MOLL_VERTANGU_01 | Cheiner Torfmoor, Cheine | Altmarkkreis Salzwedel | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_02 | Niedermoorwiese Ferchels | Stendal | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_03 | Bekassinenwiese, Miesterhorst | Börde | Atlantisch |
ST_MOLL_VERTANGU_04 | Hammelwiese, Felsungen | Harz | Atlantisch |
ST_MOLL_VERTANGU_05 | Salzstelle bei Hecklingen | Salzlandkreis | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_06 | Salzwiese westlich Aseleben | Mansfeld-Südharz | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_07 | Fuhnesumpf bei Plötz | Saalekreis | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_08 | NSG Hackpfüffler See, Riethnordhausen | Mansfeld-Südharz | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_09 | Engelwurzwiese bei Zwintschöna | Saalekreis | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_10 | Geiselniederung, Zscherben | Saalekreis | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_11 | Ellerbachtal, Tollwitz | Saalekreis | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_12 | Badetzer Teich | Anhalt-Bitterfeld | Kontinental |
ST_MOLL_VERTANGU_13 | Salzstelle Wormsdorf | Börde | Atlantisch |