Bauchige Windelschnecke

Vertigo moulinsiana (Dupuy, 1849)

Natura 2000: Anhang II
Rote Liste Deutschland: 2 - stark gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Von der Bauchigen Windelschnecke sind bislang aus Sachsen-Anhalt nur wenige Fundorte bekannt. Zwischen 2001 und 2023 wurden Nachweise aus 7 MTB erbracht.

Die Bauchige Windelschnecke besiedelt in Sachsen-Anhalt quellige Nasswiesen, quellnasse Großseggenriede sowie Schwaden- und Schilfröhrichte im Verlandungsbereich von größeren Stillgewässern. Allen Standorten ist gemein, dass das Grundwasser auch im Sommer in Flurnähe steht. Förderlich sind für die Art ganzjährig nasse Seggenriede, auf denen keine Nutzung oder Pflege durchgeführt wird. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)

Der erste rezente Nachweis gelang am Cösitzer Teich im Jahr 2004 (KÖRNIG 2005). Zuvor waren keine rezenten Fundorte der Art im Bundesland bekannt, auch in der Literatur fanden sich keinerlei Hinweise. Vermutlich hat sich die Bauchige Windelschnecke erst Anfang der 2000er-Jahre im Bundesland angesiedelt; es ist allerdings auch möglich, dass die Art in kleinen Populationsgrößen bereits existierte und sich durch Nutzungsaufgabe, geringeren Nährstoffeintrag oder Anstieg des Grundwasserspiegels in ehemaligen Bergbaugebieten in den letzten Jahrzehnten weiter ausbreiten konnte. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)

Verdachtsräume für die Art stellen zunächst Naturräume in unmittelbarer Grenznähe zu Brandenburg und Sachsen dar. Dazu zählen beispielsweise die Perleberger Heide, die untere Havelniederung, der Elbe-Havelwinkel und das Fiener Bruch. Die nächstgelegenen Funde in Sachsen befinden sich in der Dübener Heide bei Dommitsch-Trossin. (HARTENAUER & SCHNITTER 2013)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Bauchigen Windelschnecke richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr mit einer Begehung zwischen Anfang Mai bis Anfang November zu erfassen. Zu Beginn werden das gesamte Habitat durch eine qualitative Voruntersuchung als Vorbereitung der Auswahl einer Probefläche abgegrenzt und die Flächengröße festgehalten. Anschließend wird die Populationsdichte im vermuteten Habitatbereich der Art auf repräsentativen Teilflächen erhoben. Grundsätzlich ist 1 m2 zu beproben, der auf 10 oder alternativ 4 Teilflächen verteilt werden sollte. Bei großflächigen Habitaten sollten mehrere Erhebungen durchgeführt werden. Auf regelmäßig flächig überstauten Flächen ist insbesondere die Klopfmethode anzuwenden. Dazu ist die Vegetation in abgetrocknetem Zustand über einer Schale definierter Größe auszuklopfen; die Tiere sind insgesamt zu zählen und die Anzahl der Teilproben ohne Nachweis festzuhalten. Alternativ ist die krautige Vegetation mit einer Schere auf 4 x 0,25 m2 großen Teilflächen bis auf den Grund abzuschneiden und die Moosschicht und die aufliegende Streu einschließlich des lockeren Oberbodens sind komplett abzutragen und zu sieben.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Vegetationsstruktur (Flächenanteil dauerhaft hochwüchsiger Sumpfvegetation)
  • Wasserhaushalt (als Schätzwert): feucht, staunass, überstaut

Beeinträchtigungen

  • Nährstoffeintrag
  • Beeinträchtigung durch Flächennutzung: Mahdregime, Schnitthöhe, Intensität der Beweidung etc.
  • Anthropogene Veränderung des Wasserhaushaltes
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Bauchige Windelschnecke 7 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete befinden sich Großteils in der südlichen Hälfte von Sachsen-Anhalt.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.NameLandkreisBiogeogr. Region
ST_MOLL_VERTMOUL_01Sumpf zw. Dumme und Alter DummeAltmarkkreis SalzwedelKontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_02Feuchtgebiet am Kuhborn süd. WernigerodeHarzAtlantisch/ Kontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_03Salzstelle bei HecklingenSalzlandkreisKontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_04Cösitzer TeichAnhalt-BitterfeldKontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_05Quellsumpf bei GutenbergSaalekreisKontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_06Engelwurzwiese bei ZwintschönaSaalekreisKontinental
ST_MOLL_VERTMOUL_07Ellerbachtal, TollwitzSaalekreisKontinental