Zweifarbfledermaus

Vespertilio murinus Linnaeus, 1758

Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: Daten unzureichend
Rote Liste Sachsen-Anhalt: G - Gefährdung unbekannten Ausmaßes

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Die Zweifarbfledermaus ist in Sachsen-Anhalt nur mit wenigen verstreuten Vorkommen vertreten. Zwischen 2001 und 2023 waren 42 MTB in Sachsen-Anhalt von der Zweifarbfledermaus besetzt und von 2001 bis 2018 wurde die Art in ca. 15 FFH-Gebieten (inkl. Pufferbereichen) erfasst. (TROST & VOLLMER 2018)

Die Zweifarbfledermaus jagt über Gewässern, Uferzonen, Agrarflächen, Wiesen sowie in Siedlungen (DIETZ 2016). Diese bevorzugten Jagdgebiete decken sich mit den Erfassungen in Sachsen-Anhalt: Aus Städten und Großstädten sind Einzelnachweise dokumentiert, wobei Städte, die an großen Fließgewässern oder Standgewässern liegen und über Waldflächen verfügen, bevorzugt von der Zweifarbfledermaus angenommen werden. So liegen viele Einzelnachweise aus Magdeburg, Dessau-Roßlau und Halle, aber auch aus kleineren Städten wie z.B. Merseburg, Thale und Sangerhausen vor. In den Siedlungsräumen findet die Art ihre Quartiere meist an Hochhäusern. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

In Fledermauskästen wurde die Art erst zwei Mal im Nationalpark Hochharz nachgewiesen, in 540 m ü. NN und in 900 m ü. NN. Da in anderen Teilen in Mitteleuropa die Zweifarbfledermaus große Männchen-Gesellschaften in Gebirgen und an Hochhäusern bildet, sind hier eventuell weitere Erfassungen zu erwarten. Mit Reproduktionen ist insbesondere im Urstromtal der Elbe und Havel und im Grenzgebiet zu Brandenburg im Landkreis Jerichower Land zu rechnen. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Die Zweifarbfledermaus führt Fernwanderungen durch, wobei Strecken von bis zu 1.787 km dokumentiert sind (DIETZ 2016). Dabei kommen die Tiere immer wieder an Windkraftanlagen im Offenland zu Tode (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009).

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Zweifarbfledermaus richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population mindestens zweimal zu ermitteln. Dabei werden je Untersuchungsjahr zwei Ausflugszählungen durchgeführt, entweder zur Erfassung der adulten Weibchen an Wochenstuben oder alternativ zur Erfassung der Männchen an Männchenquartieren. Es wird die Maximalzahl der beiden Erfassungen gewertet. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode mindestens einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Jagdgebiet: Qualität des Jagdgebietes
  • Wochenstubenquartier/Männchenquartier: Qualität Wochenstubenquartier

Beeinträchtigungen

  • Jagdgebiet: Beeinträchtigung durch Windenergienutzung im Bezugsraum
  • Wochenstubenquartier/Männchenquartier: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden
  • Wochenstubenquartier/Männchenquartier: Akzeptanz durch Hausbesitzer
  • Weitere Beeinträchtigungen