Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774)
Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: Ungefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 3 - gefährdet
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Die Zwergfledermaus zählt zu den häufigsten Fledermausarten in Europa. Seit Anfang der 2000er erfolgt eine systematische Auftrennung des Pipistrellus pipistrellus-Komplexes in Zwerg- und Mückenfledermaus (P. pipistrellus und P. pygmaeus). Dementsprechend sind ältere Nachweise teilweise nicht mit Sicherheit einer Art zuzuordnen. (DIETZ et al. 2016)
In Sachsen-Anhalt befinden sich die Verbreitungsschwerpunkte der Zwergfledermaus im Harz, im südlichen Teil des Bundeslands sowie in der Altmark. Einige andere Vorkommen, z.B. teilweise im Elbtal und an der Mulde, wurden mittlerweile der Mückenfledermaus zugeordnet. Zudem existieren in der Dübener, Klietzer und Glücksburger Heide und in allen größeren Städten in Sachsen-Anhalt nur relativ wenige Erfassungen.
Die Anzahl nachgewiesener Fundorte der Zwergfledermaus ist im Zuge der Artauftrennung insgesamt gesunken, dennoch zählt sie weiterhin zu den häufigsten Fledermausarten im Bundesland. Zwischen 2001 und 2023 waren 157 MTB in Sachsen-Anhalt von der Zwergfledermaus besetzt und von 2001 bis 2018 wurde die Art in knapp 170 FFH-Gebieten (inkl. Pufferbereichen) erfasst. (TROST & VOLLMER 2018)
In einigen Regionen treten Zwerg- und Mückenfledermaus gemeinsam auf. Vorkommen der Zwergfledermaus am Südostrand der Colbitz-Letzlinger Heide grenzen direkt an Vorkommen der Mückenfledermaus im Urstromtal der Elbe. Einige Räume werden hier von beiden Arten zur Jagd genutzt, wobei die Zwergfledermaus die Colbitz-Letzlinger Heide und die Mückenfledermaus das Urstromtal bevorzugen. Die ehemals festgestellten Vergesellschaftungen von Zwergfledermäusen in Reproduktionsgemeinschaften mit der Großen Bartfledermaus und der Rauhautfledermaus wurden mittlerweile der Mückenfledermaus zugeordnet. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)
Die größte Häufung an Reproduktionsquartieren der Zwergfledermaus besteht im Hügel- und Bergland, mit einer Konzentration im Harz. Winterquartiere sind nur wenige dokumentiert, so sind die Winterquartiere der Harzer Zwergfledermäuse nicht bekannt. Die Art neigt weniger zu großen saisonalen Wanderungen, wird jedoch häufig unter Windkraftanlagen im Offenland und im Jagdgebiet mit Gehölzreihen sowie in Gewässernähe gefunden. Schwärmquartiere sind bislang aus dem Dom Havelberg, dem stillgelegten Diabastunnel Rübeland und der Heuscheune im NSG Bodetal nachgewiesen. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Zwergfledermaus richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population mindestens zweimal zu ermitteln. Dabei werden je Untersuchungsjahr die adulten Weibchen durch Ausflugszählungen erfasst. Hierfür werden die Quartiere gesucht, z.B. während der morgendlichen Schwärmphase. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Jagdgebiet: Strukturreichtum der Offenlandschaft
Beeinträchtigungen
- Jagd-/Wandergebiet: Beeinträchtigung durch Windenergienutzung im Bezugsraum
- Wochenstubenquartier: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden
- Wochenstubenquartier: Akzeptanz durch Hausbesitzer
- Weitere Beeinträchtigungen