Kleine Bartfledermaus

Myotis mystacinus (Kuhl, 1817)

Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: Ungefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Die Kleine Bartfledermaus gehört zu den seltenen und stark gefährdeten Fledermausarten Sachsen-Anhalts. Einzelnachweise liegen aus allen Landesteilen vor, jedoch nur wenige, die Quartieren zugeordnet werden können. Zwischen 2001 und 2023 waren 114 MTB in Sachsen-Anhalt von der Kleinen Bartfledermaus besetzt und von 2001 bis 2018 wurde die Art in knapp 90 FFH-Gebieten (inkl. Pufferbereichen) nachgewiesen. (TROST & VOLLMER 2018)

Der Verbreitungsschwerpunkt der Kleinen Bartfledermaus befindet sich in Naturräumen mit starker Reliefenergie, z.B. in den bewaldeten Endmoränengebieten, im Hügelland sowie in den kollinen bis montanen Regionen des Harzes. Reproduktionsnachweise der Kleinen Bartfledermaus sind hinter Fensterläden aus der Altmark und aus dem Vorfläming bekannt. Netzfänge laktierender Weibchen gelangen im NSG „Othaler Wald“, im Ziegelrodaer Forst, im Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ bei Rottleberode und bei Wettelrode sowie im NSG „Bodetal“. Die Art besiedelt Tagesschlafquartiere hinter der abstehenden Borke alter Bäume, insbesondere in Laubmischwäldern. Im Oberharz ist die Art in Fledermauskästen bis 920 m ü. NN nachweisbar; es wird angenommen, dass die Tiere hier hinter der Borke abgestorbener Fichten leben. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Winterquartiere sind vorwiegend aus dem Harz bekannt, in anderen Landesteilen werden nur sehr selten Überwinterungen beobachtet. Große Winterquartiere stellen beispielsweise das Grubengebiet Büchenberg und der Marmorbruch Krockstein mit mehr als 20 Individuen dar; zu diesen Gebieten im Harz fliegen auch Tiere aus einem Umfeld von 100 km an. Schwärmquartiere existieren im Rübeländer Höhlengebiet und im Gipskarst im Südharz. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Die drei in Deutschland vorkommenden Bartfledermausarten – Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus und Nymphenfledermaus – werden seit 1970 als eigene Arten unterschieden. Die Determination der Tiere ist aufgrund ihrer großen äußerlichen Ähnlichkeit schwierig, genetische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Arten keine nahe Verwandtschaft verbindet. (DIETZ et al. 2016)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Kleinen Bartfledermaus richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population zweimal zu ermitteln. Dabei werden je Untersuchungsjahr die adulten Weibchen mindestens einmalig durch Ausflugszählungen an den Wochenstuben erfasst; bei Mehrfachzählungen wird der Maximalwert angegeben. Im Fall von Mischkolonien sind nach Möglichkeit akustische Anteilsbestimmungen der Arten vorzunehmen. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Jagdgebiet: Strukturreichtum der Offenlandschaft

Beeinträchtigungen

  • Wochenstubenquartier: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden
  • Wochenstubenquartier: Akzeptanz durch Hausbesitzer
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Kleine Bartfledermaus 4 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen) in den Landkreisen Altmarkkreis Salzwedel, Harz und Stendal.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.OrtLandkreisBiogeogr. Region
ST_MAMM_MYOTMYST_01Wald südwestlich DiesdorfAltmarkkreis SalzwedelAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYST_02Arendsee (Ziesau)Altmarkkreis SalzwedelAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYST_03Wald Harslebener Berge bei HalberstadtHarzAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYST_04Krumker Holz/Wälder bei DrüsedauStendalKontinental