Großes Mausohr

Myotis myotis (Borkhausen, 1797)

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland: Ungefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Das Große Mausohr ist in Sachsen-Anhalt eine relativ weit verbreitete Fledermaus, deren Vorkommen sich vorrangig auf den südwestlichen Teil des Bundeslandes konzentriert. Zwischen 2001 und 2023 waren 122 MTB in Sachsen-Anhalt von dem Großen Mausohr besetzt und von 2001 bis 2018 wurde die Art in rund 130 FFH-Gebieten (inkl. Pufferbereichen) erfasst. (TROST & VOLLMER 2018)

Die Art bevorzugt Laub- und Laubmischwälder sowie mittelalte Nadelwälder ohne Bodenvegetation. Als Wochenstubenquartiere werden insbesondere größere Dachräume genutzt (DIETZ et al. 2016). Der Fortpflanzungsschwerpunkt des Großen Mausohrs befindet sich in Sachsen-Anhalt im Bereich des südlichen, östlichen und nördlichen Harzrandes sowie im westlichen und nordwestlichen Randbereich der Dübener Heide. Eine hohe Bedeutung kommen zudem den wärmegetönten Regionen des Saale-Unstrut-Triaslandes zu. Wenngleich viele der über Jahrzehnte bekannten Wochenstuben in dieser Region während der 1990er und 2000er Jahre aufgrund von baulichen Veränderungen negativ beeinflusst und von den Tieren tlw. sogar aufgegeben wurden (beispielsweise in Freyburg, Thalwinkel, Kleinjena, Schulpforte, Burg Saaleck und Nebra), wird vermutet, dass sich Teile dieser verschollenen Kolonien nun in noch unbekannten Quartieren in der Region reproduzieren. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Winterquartiere bestehen in allen naturräumlichen Haupteinheiten in Sachsen-Anhalt, die kopfstärkeren Kolonien befinden sich jedoch schwerpunktmäßig im Harz. Die Wochenstuben sind hauptsächlich in der kontinentalen Klimazone zu finden. Wichtige Wochenstuben in der atlantischen Klimazone befinden sind u.a. in der Kirche in Bülstringen und in der Marktkirche in Quedlinburg. Für die Bereiche der nördlichen Elbtalniederung, des Flämings und der Colbitz-Letzlinger Heide sind keine Wochenstuben der Art bekannt. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring des Großen Mausohrs richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population dreimal zu ermitteln. Dabei werden je Untersuchungsjahr die adulten Weibchen in den Wochenstubenkolonien erfasst. Zur Plausibilitätskontrolle der Kolonieentwicklung sollte zudem je nach Möglichkeit eine Zählung der Jungtiere vorgenommen werden. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Jagdgebiet: Laubholzbestände mit mittlerem und starkem Baumholz mit hohem Kronenschlussgrad

Beeinträchtigungen

  • Jagdgebiet: Forstwirtschaftliche Maßnahmen im Bezugsraum (z.B. großflächiger Pestizideinsatz, großflächige Anwendung des Schirmschlagverfahrens)
  • Wochenstubenquartier: Veränderungen im und am Gebäude (z.B. Beleuchtung)
  • Wochenstubenquartier: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden
  • Wochenstubenquartier: Akzeptanz durch Hausbesitzer
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für das Große Mausohr 19 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen), die sich insbesondere im südwestlichen Bereich von Sachsen-Anhalt konzentrieren.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.OrtLandkreisBiogeogr. Region
ST_MAMM_MYOTMYOT_01Bülstringen (Kirche)BördeAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYOT_02Haldensleben (Mehrfamilienhaus)BördeAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYOT_03Quedlinburg (Marktkirche)HarzAtlantisch
ST_MAMM_MYOTMYOT_04Muldenstein (Kirche)Anhalt-BitterfeldKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_05CoswigWittenbergKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_06Meisdorf (Mausoleum)HarzKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_07Sangershausen (Rathaus)Mansfeld-SüdharzKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_08Großjena (Kirche)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_09Kemberg (Rathaus)WittenbergKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_10Everingen (Privatgebäude)BördeKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_11Ahlsdorf (Alte Schule)Mansfeld-SüdharzKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_12Sangershausen (Brücke)Mansfeld-SüdharzKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_13Bad Bibra (Kneiselmühle)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_14Memleben (Kloster)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_15Wennungen (Privatgebäude)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_16Marienthal (Schloß)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_17Nebra (Kirche)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_18Zeitz (Schloss Moritzburg)BurgenlandkreisKontinental
ST_MAMM_MYOTMYOT_19Grockstadt (Gehöft)SaalekreisKontinental