Große Bartfledermaus

Myotis brandtii (Eversmann, 1845)

Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: Ungefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 3 - Gefährdet

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Die Große Bartfledermaus ist in Sachsen-Anhalt im Tiefland entlang der Flussauen sowie im Unterharz in den Bachauen und Teichgebieten weit verbreitet. Die Art wird vorwiegend in Holzflachkästen in Bruch- und Auenwälder und hinter Fassadenverblendungen an Wohngebäuden nachgewiesen. Zwischen 2001 und 2023 waren 142 MTB in Sachsen-Anhalt von der Großen Bartfledermaus besetzt und von 2001 bis 2018 wurde die Art in über 120 FFH-Gebieten (inkl. Pufferbereichen) nachgewiesen. (TROST & VOLLMER 2018)

Große zusammenhängende Reproduktionsgebiete mit mehreren Reproduktionsgesellschaften befinden sich im Cheiner Moor nördlich von Salzwedel, im NSG „Kreuzhorst“ und im Ziegelrodaer Forst. Winterquartiere existieren fast ausschließlich im Harz, wobei zum Beispiel das Grubengebiet Büchenberg und der Marmorbruch Krockstein mit jeweils mehr als 20 Individuen zu nennen sind. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Die drei in Deutschland vorkommenden Bartfledermausarten – Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus und Nymphenfledermaus – werden seit 1970 als eigene Arten unterschieden. Die Determination der Tiere ist aufgrund ihrer großen äußerlichen Ähnlichkeit schwierig, genetische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Arten keine nahe Verwandtschaft verbindet. (DIETZ et al. 2016)

Die Große Bartfledermaus lebt vielfach vergesellschaftet mit der Rauhautfledermaus und der Mückenfledermaus, Vergesellschaftungen mit der Kleinen Bartfledermaus sind hingegen sehr selten. Kenntnisdefizite von der Großen Bartfledermaus existieren zum Teil noch im Zeitzer Forst und in den östlichen Landesteilen. Diese Wissenslücken können durch die Einrichtung von Flachkastenrevieren in Laubwäldern mit Anbindung an Gewässer geschlossen werden. (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2009)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Großen Bartfledermaus richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population zweimal zu ermitteln. Dabei werden je Untersuchungsjahr die adulten Weibchen einmalig durch Ausflugszählungen am Quartier vor dem Flüggewerden der Jungtiere erfasst. Bei Mischkolonien sollte nach Möglichkeit eine akustische Anteilsbestimmung der Arten erfolgen. Die Gesamtpopulationsgröße wird anhand von allen gemeldeten Quartierzählungen in einer biogeographischen Ebene durch das BfN bestimmt, welches darauf basierend eine Trendermittlung durchführt.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Jagdgebiet im Wald: Verfügbarkeit geeigneter Jagdhabitate im Bezugsraum
  • Jagdgebiet im Offenland: Strukturierung der Offenlandschaft
  • Wochenstubenquartier im Wald: Vorkommen von Bäumen mit geeigneten Quartierstrukturen (z.B. Spalten, Risse, abstehende Rinde) im Bezugsraum

Beeinträchtigungen

  • Wochenstubenquartier im Gebäude: Umbau- und Sanierungsmaßnahmen
  • Wochenstubenquartier im Gebäude: Akzeptanz durch Hausbesitzer
  • Wochenstubenquartier im Wald: Forstwirtschaftliche Maßnahmen im Bezugsraum (z.B. Reduktion des Quartierangebots)
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Große Bartfledermaus 8 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen) in den 5 Landkreisen Altmarkkreis Salzwedel, Anhalt-Bitterfeld, Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Stendal. Alle Flächen befinden sich in der kontinentalen biogeographischen Region.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.OrtLandkreisBiogeogr. Region
ST_MAMM_MYOTBRAN_01Ziegelrodaer ForstSaalekreisKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_02Golmengliner ForstAnhalt-BitterfeldKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_03Zühlener HolzAltmarkkreis SalzwedelKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_04Ferchauer ForstAltmarkkreis SalzwedelKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_05Wälder östlich NedlitzAnhalt-BitterfeldKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_06Kalbescher Werder bei VienauAltmarkkreis SalzwedelKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_07Krumker Holz/ Wälder bei DrüsedauStendalKontinental
ST_MAMM_MYOTBRAN_08Hettstedt (Privatgebäude)Mansfeld-SüdharzKontinental