Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Phengaris nausithous (Bergsträsser, 1779)

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland: V - Vorwarnliste
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 - vom Aussterben bedroht

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling besiedelt vom Flachland bis in Höhen von 900 m ü. NN. Feuchtwiesen, Pfeifengraswiesen, Glatthaferwiesen und Hochstaudenfluren mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (WILLNER 2017). In Sachsen-Anhalt waren von der Art zwischen 2001 und 2023 11 Rasterfelder besetzt.

Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein kam der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling insbesondere im südlichen Teil Sachsen-Anhalts vor und war hier weit verbreitet (z.B. BERGMANN 1952). Extensiv genutzte Auenwiesen (Wiesenknopf-Silgenwiesen) entlang der Flüsse stellten damals die bevorzugten Lebensräume dar. Die Mehrzahl der historischen Nachweise bezieht sich auf die Elbe-Mulde-Region, wo die Art besonders in der Umgebung von Dessau auch noch bis zum Hochwasser des Jahres 2002 teilweise recht zahlreich erfasst wurde. Neben dem Schwerpunktvorkommen im Elbe-Mulde-Tiefland (D10) beherbergten auch die Elbtalniederung (D09), der Fläming (D11), das Thüringer Becken mit Randplatten (D18), das Sächsische Hügelland und das Erzgebirgsvorland (D19), das Östliche Harzvorland mit Börden (D20), die Altmark (D29) und das Nördliche Harzvorland (D33) zumindest zeitweilig vereinzelte Populationen. Der Norden Sachsen-Anhalts hingegen war von jeher spärlich besiedelt. Hier liegen seit Jahrzehnten keine Meldungen vor, so dass die Bestände als erloschen gelten.

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling besitzt in Sachsen-Anhalt seine Arealnordgrenze, was Bestandsschwankungen teilweise erklärt. Ein Teil des Bestandsrückgangs geht aber mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Hochwasserereignis des Jahres 2002 zurück, was neben dem Verschwinden der Falter auch erhebliche negative Einflüsse auf die zur Entwicklung unabdingbaren Ameisenpopulationen hatte. Während sich deren Bestände langsam wieder erholen, fehlt für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling offenbar das Potenzial an Spenderpopulationen zur Wiederbesiedlung ehemals individuenreicher Standorte, vor allem im Bereich des FFH-Gebiets „Dessau-Wörlitzer Elbauen“ (FFH0067).

Aktuelle Nachweise des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings konzentrieren sich auf die Auengebiete rund um die Flüsse Elbe, Saale, Mulde und Weiße Elster. Während der Erfassungen zum Monitoring im Jahr 2006 (EVSA & RANA 2006) konnte die Art an zwei Standorten außerhalb von FFH-Gebieten neu nachgewiesen werden – der Bereich des „Wendsees“ in der Taubeniederung zwischen Groß Rosenburg und Breitenhagen und mehrfach in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden FFH-Gebiete „Saale-, Elster-, Luppe-Aue zwischen Merseburg und Halle“ (FFH0141) und „Elster-Luppe-Aue“ (FFH0143).

(SCHÖNBORN & SCHMIDT 2010)

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Die Populationsgröße wird in zwei Untersuchungsjahren pro Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) mit jeweils mindestens zwei Begehungen zwischen Mitte Juli bis Mitte August ermittelt. Die Erfassung erfolgt durch Zählung der Falter entlang von Transekten auf Teilflächen mit blühendem Sanguisorba officinalis. Dabei ist keine strikte Standardisierung hinsichtlich Transektlänge und Begehungszeit erforderlich, die Flächen werden je nach Form und Übersichtlichkeit in Linien mit ca. 10–15 m Abstand langsam und vollständig abgeschritten, wobei besonders auf die Sanguisorba-Blütenköpfe geachtet wird. Bei der Erfassung ist auf die Einhaltung der Standardbedingungen für eine Kartierung zu achten; so sollte die Aufnahme zwischen 10–17 Uhr bei mindestens 18 °C Lufttemperatur, einer Bewölkung von höchstens 50 % und einer Windstärke von max. 3 auf der Beaufort-Skala erfolgen.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Flächenanteil mit geringer bis mittlerer Störungsintensität
  • Anzahl besiedelter Teilflächen mit >30 blühenden Sanguisorba officinalis-Individuen bzw. Clustern pro ha
  • Alternativ: Gesamtanzahl blühender Sanguisorba officinalis-Individuen
  • Verbundsituation der Teilhabitate (Entfernung in m) der nächstgelegenen, bekannten Habitate außerhalb des Bezugsraumes

Beeinträchtigungen

  • Aufgabe habitatprägender Nutzung (z.B. Wiesenmahd, Beweidung)
  • Wiesenmahd zwischen 15. Juni und 1. September
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling 15 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Flächen verteilen sich über 6 Landkreise, vorrangig im südöstlichen Teil von Sachsen-Anhalt.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.LandkreisBiogeogr. Region
ST_LEP_MACUNAUS_01aDessau-RoßlauKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_01bDessau-RoßlauKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_01cWittenbergKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_02Dessau-RoßlauKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_03SalzlandkreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_04SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_05SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_06SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_07Anhalt-BitterfeldKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_08HarzKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_09SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_10SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_11SaalekreisKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_12WittenbergKontinental
ST_LEP_MACUNAUS_13WittenbergKontinental