Dytiscus latissimus Linnaeus, 1758
Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland: 1 - vom Aussterben bedroht
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 - vom Aussterben bedroht
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte
Der Breitrandkäfer ist eine eurosibirische Art, mit einer Verbreitung von Nord- und Mitteleuropa bis Westsibirien. Historische Fundmeldungen der Art liegen aus ganz Deutschland vor (HORION, 1941; SCHAEFLEIN, 1971). Diese weisen ein Hauptvorkommen im Mittel- und Norddeutschen Raum auf, mit Abnahme der Nachweiszahlen nach Süden und Westen (RINGEL et al. 2011a). Rezente Vorkommen und aktuelle Nachweise beschränken sich im Wesentlichen auf den Südosten Mecklenburg-Vorpommerns (Mecklenburgische Seenplatte, Rheinsberger Seengebiet) (SCHMIDT et al. 2006; MEITZNER & SCHMIDT 2012; SCHMIDT 2012) und den Nordosten Brandenburgs mit der Uckermärkichen Seenlandschaft (HENDRICH et al. 2012a). Daneben sind Einzelfunde aus Bayern (DETTNER & KEHL 2009) und Sachsen Anhalt (BRANDT & MORITZ 2015) bekannt.
Nach SCHMIDT (2012), HENDRICH & BALKE (2003a) und HENDRICH et al. (2012a) besiedelt der Breitrandkäfer perennierende, mesotroph bis natürlich schwach eutrophe Flachseen im Binnenland mit einer Größe von mehr als einem Hektar, die neben vegetationsreichen Verlandungszonen und breit gefluteten Röhrichtgürteln eine arten- und strukturreiche submerse Makrophyten-Vegetation vorweisen und dauerhaft besonnt sind. Bei den Nachweisgewässern Mecklenburg-Vorpommerns mit stabilen Populationen handelt es sich in der Mehrzahl um Verlandungsseen, die von Zwischenmoor-Pflanzengesellschaften (mit Sphagnum-Beständen) umschlossen werden, oder um Moorgewässer. Alle Gewässer weisen einen sauren bis schwach basischen pH-Wert sowie eine geringe Leitfähigkeit auf und werden von ausgeprägten Röhrichtgürteln, breiten Verlandungsbereichen und Wald umgeben.
Für Sachsen-Anhalt liegen lediglich 4 Altmeldungen aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor. Diese umfassen die Fundorte Dessau, Mosigkau, Halle und Blankenburg/Harz (FICHTNER 1983; MALCHAU & SCHORNACK 2000). Nach LANGHEINRICH et al. (2002) wurde im Saarensee (FFH-Gebiet 0067 „Dessau-Wörlitzer Elbauen“) im Jahr 1998 ein Exemplar nachgewiesen, LÜDERITZ et al. (2000) veröffentlichten zudem einen Fund im Gebiet Randau südöstlich von Magdeburg in einem Elbe-Altarm innerhalb des FFH-Gebietes 0050 „Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg“. Beide genannten Funde sind „aufgrund des Fehlens jeglicher Belege mit angemessener Vorsicht“ zu betrachten (MALCHAU 2010b).
Zwischen 2001 und 2023 wurden vom Breitrandkäfer in Sachsen-Anhalt Nachweise aus 2 MTB erbracht. BRANDT & MORITZ (2015) untersuchten in den Jahren 2013-2015 26 ausgewählte Gewässer im Bundesland. Hierbei erfolgte der Nachweis einer L3-Larve der Spezies im Großen Lausiger Teich (FFH0132 „Lausiger Teiche und Ausreißerteich östlich Bad Schmiedeberg“), welcher seit über 60 Jahren der erste belegte Fund für Sachsen Anhalt darstellte. Ein weiterer Nachweis wurde aus dem Drömling im Nordwesten des Bundeslandes registriert.
Das Nachweisgewässer „Großer Lausiger Teich“ fügt sich partiell in das (auch durch direkte Besichtigung der Nachweisgewässer in Mecklenburg-Vorpommern) gewonnene Bild zu den geeigneten Habitatqualitäten potentieller Besiedlungsgewässer. Unter diesem Aspekt sollte es das Bestreben sein, in den kommenden Jahren weitere potentielle Besiedlungsgewässer zu ermitteln und diese einer Beprobung zu unterziehen.
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring des Breitrandkäfers richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Die Populationsgröße wird in drei Untersuchungsjahren pro Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) mit jeweils zwei Fangperioden in eventuell besiedelten Gewässern und deren Umgebung (bis zu 300 m Entfernung) ermittelt. Dabei werden potenzielle Lebensräume zwischen Ende April und Anfang Juni sowie zwischen September und Oktober mit einer Gesamtfangdauer von jeweils maximal 5 Tagen untersucht. Die Erfassung der Imagines erfolgt mit Hilfe von Reusenfallen. Zusätzlich sollten beim Auslegen der Reusen auch potenziell geeignete Uferbereiche abgekeschert werden.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Gewässermorphologie: Gewässergröße und Anteil Flachgewässerbereiche unter 0,5 m Tiefe
- Lichteinwirkung/Temperaturverhalten (maßgeblich für die Larvalentwicklung)
- Ausbildung der submersen/emersen Vegetation
Beeinträchtigungen
- Nährstoffhaushalt/Eutrophierungsgrad
- Chemische Gewässermerkmale
- Weitere Beeinträchtigungen