Heldbock

Cerambyx cerdo Linnaeus, 1758

Natura 2000: Anhang II, Anhang IV
Rote Liste Deutschland: 1 - vom Aussterben bedroht
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 1 - vom Aussterben bedroht

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Der Heldbock gilt nach PALM (1959) und FRANZ (1974) als ein Urwaldrelikt und entwickelt sich im Holz lebender Eichen mit einem Stammumfang von mindestens 100 cm. Einzelne oder in einem lockeren Verband stehende Altbäume mit hoher Besonnung und geringem Unterwuchs bieten einen geeigneten Lebensraum. (NEUMANN & MALCHAU 2010)

In Deutschland sind ehemalige und aktuelle Vorkommen des Heldbocks in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen registriert, wobei in Sachsen-Anhalt der Verbreitungsschwerpunkt liegt: Zwischen 2001 und 2023 wurden hier Nachweise aus 42 MTB erbracht. Die Vorkommen konzentrieren sich dabei auf die Auenwaldreste des Mittelelbegebietes sowie die Huteeichenbestände in der Colbitz-Letzlinger Heide, in denen die Art auch hohe Populationsgrößen erreicht (NEUMANN 2002, Erfassung Projektgruppe EVSA & RANA 2005-2006).

Im Rahmen von Untersuchungen in FFH-Gebieten in den Jahren 2005/2006 konnte der Schwerpunkt des Heldbocks im „Elbe-Mulde-Tiefland“ (D10) bestätigt werden. In fünf FFH-Gebieten wurde der Erhaltungszustand hier mit „hervorragend“ bewertet, in zwei weiteren mit „gut“. Weitere Vorkommen wurden in FFH-Gebieten in den Naturräumen „Elbtalniederung“ (D09), „Fläming“ (D11) sowie „Wendland und Altmark“ (D29) festgestellt. (NEUMANN & MALCHAU 2010)

Die in Sachsen-Anhalt nördlichsten Vorkommen befinden sich in und um Havelberg. Im Süden des Bundeslandes waren in der Vergangenheit Brutbäume aus dem Zeitzer Forst bekannt, allerdings scheint der Heldbock hier seit Jahrzehnten ausgestorben zu sein (KUNZE et al. 1999). Östlich gibt es Nachweise aus Coswig (ÖKOPLAN 1996), Wörlitz, Oranienbaum und der näheren Umgebung dieser Orte.

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring des Heldbocks richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in zwei Untersuchungsjahren im Rahmen von jeweils mindestens einer Begehung zu erfassen. Dafür wird die Anzahl der aktuell besiedelten Brutbäume gezählt. Zur Feststellung einer Besiedlung in locker strukturierten Eichenbeständen, in denen der Heldbock den Stamm als Habitat nutzt, sind die Brutbäume im unbelaubten Zustand bis Anfang April auf frische Schlupflöcher zu kartieren (frische Schlupflöcher können dabei auch am Auswurf von Bohrmehl durch die Larven erkennbar sein). In geschlossenen Waldbeständen, in denen die Baumkronen besiedelt sind und eine Kontrolle auf frische Schlupflöcher daher nicht möglich ist, erfolgt eine Bewertung anhand der Funde von Käfern und Chitinteilen. Zudem können die Nachweise lebender Imagines (ab Ende Mai) sowie die Funde toter Imagines nach der Flugzeit ab September als aktuelle Besiedlung gewertet werden.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Vitalität
  • Fläche und Anteil Alteichen mit mehr als 60 cm BHD
  • Struktur (Hutewaldcharakter und Anteil Gebüsch-/Junggehölz)
  • Beschattung

Beeinträchtigungen

  • Verhältnis abgestorbener Eichen zu nachwachsenden Eichen
  • Verluste nicht besiedelter Alteichen mit mehr als 60 cm BHD
  • Anthropogene Einflüsse (z.B. starke Lichtquellen, Straßenbau, Baumpflanzungen, ungeeignete Waldbewirtschaftung etc.)
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für den Heldbock 18 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete verteilen sich über 7 Landkreise, wobei sich jeweils mehrere Flächen in Anhalt-Bitterfeld, Börde, Dessau-Roßlau und Stendal befinden.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.LandkreisBiogeogr. Region
ST_COL_CERACERD_01StendalKontinental
ST_COL_CERACERD_02StendalKontinental
ST_COL_CERACERD_03StendalKontinental
ST_COL_CERACERD_04StendalKontinental
ST_COL_CERACERD_05MagdeburgKontinental
ST_COL_CERACERD_06SalzlandkreisKontinental
ST_COL_CERACERD_07Anhalt-BitterfeldKontinental
ST_COL_CERACERD_08Dessau-RoßlauKontinental
ST_COL_CERACERD_09WittenbergKontinental
ST_COL_CERACERD_10Dessau-RoßlauKontinental
ST_COL_CERACERD_11Anhalt-BitterfeldKontinental
ST_COL_CERACERD_12Anhalt-BitterfeldKontinental
ST_COL_CERACERD_13Dessau-RoßlauKontinental
ST_COL_CERACERD_14StendalKontinental
ST_COL_CERACERD_15BördeKontinental
ST_COL_CERACERD_16BördeKontinental
ST_COL_CERACERD_17BördeKontinental
ST_COL_CERACERD_18BördeAtlantisch/ Kontinental