Geburtshelferkröte

Alytes obstetricans (Laurenti, 1768)

Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: 2 - stark gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet

Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt

Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2001-2023, vgl. Detailkarte

Die Geburtshelferkröte zeigt eine nahezu ausschließlich kollin-submontane Verbreitung und ist in Sachsen-Anhalt daher auf den Harz und seine Vorländer beschränkt.

Die Art erreicht in Sachsen-Anhalt ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze, deren Verlauf seit den Arbeiten von BUSCHENDORF (1984), GASSMANN (1984) und SCHIEMENZ (1979, 1981) weitgehend bekannt ist. Sie verläuft im Wesentlichen entlang der nördlichen und östlichen Mittelgebirgsschwelle und wird nur vereinzelt in tiefere Lagen hinein überschritten. Bei Gorenzen im Unterharz erreicht die Geburtshelferkröte den östlichsten Punkt, bei Badeborn den nördlichsten Punkt ihres europäischen Verbreitungsgebiets. (GROSSE & SEYRING 2015)

Im Zeitraum von 2001 bis 2014 lagen 169 Datensätze aus Sachsen-Anhalt vor. Die Geburtshelferkröte ist derzeit in 14 MTB präsent, was einer Rasterfrequenz von ca. 3 % entspricht. 90 % der Fundpunkte konnten in einer Höhenlage von 150-450 m ü. NN erbracht werden, der höchste Nachweis gelang bisher in einer Höhe von 578 m ü. NN im Steinbruch Birkenkopf. (GROSSE & SEYRING 2015)

Hinsichtlich der Individuenzahl der Populationen ist eine stark abnehmende Tendenz zu erkennen, die auch in geeigneten Biotopen zu beobachten ist. Zahlreiche frühere Vorkommen konnten in den letzten Jahren nicht mehr bestätigt werden und die Populationen scheinen von den niedersächsischen und thüringischen Vorkommen abgeschnitten (GROSSE et al. 2019). Gab es in den 1990er Jahren noch Bestände mit 30-50 rufenden Männchen, konnten an denselben Orten zwischen 2010 bis 2014 nur 5-10 Rufer dokumentiert werden. Aufgrund der schwierigen Bestandserhebung der Geburtshelferkröte – die Kartierung erfolgt fast ausschließlich über die Erfassung rufender Männchen in der Nacht – ist jedoch davon auszugehen, dass teilweise auch Kartierungsdefizite vorliegen und bisher unentdeckte Populationen noch gefunden werden können. (GROSSE & SEYRING 2015)


Vorkommen in FFH-Gebieten

In Sachsen-Anhalt liegt der Großteil der aktuellen Nachweise im kontinentalen Naturraum „Harz“ (D37). Einige wenige Nachweise sind außerdem im angrenzenden „Thüringer Becken mit Randplatten“ (D18) sowie im „Nördlichen Harzvorland“ (D33), letzterer in der atlantischen Region, zu finden.

Etwa 37 % der aktuellen Vorkommen befinden sich innerhalb der FFH-Schutzgebietskulisse. Im Jahr 2014 lagen Nachweise aus sieben FFH-Gebieten vor: „Laubwaldgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg“ (FFH0078), „Devonkalkgebiet bei Elbingerode und Rübeland“ (FFH0082), „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ (FFH0096), „Wipper im Ostharz“ (FFH0098), „Buntsandstein- und Gipskarstlandschaft bei Questenburg im Südharz“ (FFH0101), „Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale“ (FFH0161) sowie „Burgesroth und Laubwälder bei Ballenstedt“ (FFH0177).

Erfassung der Verbreitung

Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.


FFH-Stichprobenmonitoring

Das FFH-Stichprobenmonitoring der Geburtshelferkröte richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.

Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr durch das Verhören rufender Tiere zu erfassen. Hierfür werden vier Begehungen zwischen Ende April und Anfang Juli bei Einbruch der Dunkelheit durchgeführt, wobei ggf. auch eine Rufattrappe verwendet werden kann. Die Abschätzung der Populationsgröße erfolgt durch die Ermittlung des Maximalwerts der bei einer Begehung verhörten Tiere.

Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode unter Berücksichtigung der Bedingungen im Erfassungsjahr (s.o.) einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:

Habitatqualität:

  • Anzahl der zum Vorkommen gehörenden Gewässer
  • Beschattung (Anteil durch Gehölze beschatteter Wasserfläche)
  • Submerse und emerse Vegetation (Uferzonen)
  • Austrocknung der Laichgewässer während der Begehungen im Untersuchungsjahr
  • Durchgängigkeit geeigneter vegetationsarmer Lebensräume (regelmäßig beweidet oder gemäht oder mit Rohböden) zwischen Landhabitat und Gewässer
  • Vorhandensein von Versteckmöglichkeiten (Gestein, Wurzel- und Kleinsäugergänge)/ offenen, grabbaren Boden
  • Entfernung zum nächsten Vorkommen

Beeinträchtigungen

  • Fischbestand und fischereiliche Nutzung
  • Sukzession des Gewässers/Verlandung
  • Verlust von Laichgewässern durch Verfüllung und Nutzungswandel
  • Sukzession oder nutzungsbedingter Verlust von Offenlandhabitaten
  • Verlust von Versteckplätzen
  • Fahrwege im Lebensraum bzw. an diesen angrenzend (100 m Umkreis)
  • Isolation durch monotone, landwirtschaftliche Flächen im Umfeld
  • Weitere Beeinträchtigungen

Derzeit (Stand 2024) umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Geburtshelferkröte 11 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete befinden sich in den zwei westlichen Landkreisen Harz und Mansfeld-Südharz.

In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.

STPE-Nr.NameLandkreisLage im
FFH-Gebiet
Biogeogr. Region
AlytObst_01Elbingerode, Schacht 3, RegenbeckenHarzFFH0081LSA (anteilig)Kontinental
AlytObst_02Quedlinburg, Tongrube AltenburgHarzAtlantisch
AlytObst_03Warnstedt, Kiesgrube RosshöheHarzAtlantisch
AlytObst_04Agnesdorf, BauerngrabenMansfeld-SüdharzFFH0101LSAKontinental
AlytObst_05Wickerode, TeichanlageMansfeld-SüdharzFFH0101LSAKontinental
AlytObst_06Badeborn, KiesgrubeHarzKontinental
AlytObst_07Gernrode, Neuer TeichHarzKontinental
AlytObst_08Friedrichsbrunn, ErichsteichHarzFFH0096LSAKontinental
AlytObst_09Ballenstedt, Dachsteich und GlockenteichHarzFFH0177LSAKontinental
AlytObst_10Gorenzen, Stauteich HagenbachMansfeld-SüdharzKontinental
AlytObst_11Granitsteinbruch am BirkenkopfHarzKontinental

Tabelle: Übersicht zu den Ergebnissen des FFH-Monitoring-Durchgangs 2017-2018.