Alytes obstetricans (Laurenti, 1768)
Natura 2000: Anhang IV
Rote Liste Deutschland: 2 - stark gefährdet
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 2 - stark gefährdet
Verbreitungsschwerpunkte in Sachsen-Anhalt
Karte: Von der Art besiedelte Messtischblattquadranten Gesamtdatenbestand LAU, Zeitraum 2009-2023, vgl. Detailkarte
Die Geburtshelferkröte zeigt eine nahezu ausschließlich kollin-submontane Verbreitung und ist in Sachsen-Anhalt daher auf den Harz und seine Vorländer beschränkt. Im Zeitraum von 2001 bis 2023 wurde die Geburtshelferkröte in 14 MTB nachgewiesen. 90 % der Fundpunkte wurden in einer Höhenlage von 150-450 m ü. NN erbracht, der höchste Nachweis gelang bisher in einer Höhe von 578 m ü. NN im Steinbruch Birkenkopf. (GROSSE & SEYRING 2015)
Die Art erreicht in Sachsen-Anhalt ihre nordöstliche Verbreitungsgrenze, deren Verlauf seit den Arbeiten von BUSCHENDORF (1984), GASSMANN (1984) und SCHIEMENZ (1979, 1981) weitgehend bekannt ist. Sie verläuft im Wesentlichen entlang der nördlichen und östlichen Mittelgebirgsschwelle und wird nur vereinzelt in tiefere Lagen hinein überschritten. Bei Gorenzen im Unterharz erreicht die Geburtshelferkröte den östlichsten Punkt, bei Badeborn den nördlichsten Punkt ihres europäischen Verbreitungsgebiets. (GROSSE & SEYRING 2015)
Hinsichtlich der Individuenzahl der Populationen ist eine stark abnehmende Tendenz zu erkennen, die auch in geeigneten Biotopen zu beobachten ist. Zahlreiche frühere Vorkommen konnten in den letzten Jahren nicht mehr bestätigt werden und die Populationen scheinen von den niedersächsischen und thüringischen Vorkommen abgeschnitten (GROSSE et al. 2019). Gab es in den 1990er Jahren noch Bestände mit 30-50 rufenden Männchen, konnten an denselben Orten zwischen 2010 bis 2014 nur 5-10 Rufer dokumentiert werden. Aufgrund der schwierigen Bestandserhebung der Geburtshelferkröte – die Kartierung erfolgt fast ausschließlich über die Erfassung rufender Männchen in der Nacht – ist jedoch davon auszugehen, dass teilweise auch Kartierungsdefizite vorliegen und bisher unentdeckte Populationen noch gefunden werden können. (GROSSE & SEYRING 2015)
Vorkommen in FFH-Gebieten
In Sachsen-Anhalt liegt der Großteil der aktuellen Nachweise im kontinentalen Naturraum „Harz“ (D37). Einige wenige Nachweise sind außerdem im angrenzenden „Thüringer Becken mit Randplatten“ (D18) sowie im „Nördlichen Harzvorland“ (D33), letzterer in der atlantischen Region, zu finden.
Etwa 37 % der aktuellen Vorkommen befinden sich innerhalb der FFH-Schutzgebietskulisse. Im Jahr 2014 lagen Nachweise aus sieben FFH-Gebieten vor: „Laubwaldgebiet zwischen Wernigerode und Blankenburg“ (FFH0078), „Devonkalkgebiet bei Elbingerode und Rübeland“ (FFH0082), „Selketal und Bergwiesen bei Stiege“ (FFH0096), „Wipper im Ostharz“ (FFH0098), „Buntsandstein- und Gipskarstlandschaft bei Questenburg im Südharz“ (FFH0101), „Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale“ (FFH0161) sowie „Burgesroth und Laubwälder bei Ballenstedt“ (FFH0177).
Erfassung der Verbreitung
Um das Verbreitungsgebiet der Art in Sachsen-Anhalt sowie dessen mögliche Veränderungen erfassen zu können, werden alle Präsenznachweise (z.B. aus gezielten Kartierungen) gesammelt und auf Basis des 10-km-LAEA-Rasters dargestellt. Als Verbreitungsgebiet gilt dann die gesamte Fläche der „positiven“ 10-km-Raster, d.h. mit mindestens einem aktuellen Präsenznachweis. Die Erfassung der Nachweise erfolgt laufend, die Auswertung zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraumes.
FFH-Stichprobenmonitoring
Das FFH-Stichprobenmonitoring der Geburtshelferkröte richtet sich nach den bundesweit gültigen Methodenstandards in BfN & BLAK (2017). Die Bewertung des Erhaltungszustands einzelner Monitoringgebiete resultiert aus Teilbewertungen der Kriterien „Zustand der Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“.
Innerhalb einer Berichtsperiode (6-Jahreszeitraum) ist der Zustand der Population in einem Untersuchungsjahr durch das Verhören rufender Tiere zu erfassen. Hierfür werden vier Begehungen zwischen Ende April und Anfang Juli bei Einbruch der Dunkelheit durchgeführt, wobei ggf. auch eine Rufattrappe verwendet werden kann. Die Abschätzung der Populationsgröße erfolgt durch die Ermittlung des Maximalwerts der bei einer Begehung verhörten Tiere.
Die Bewertung der Habitatqualität und Beeinträchtigungen erfolgt je Berichtsperiode unter Berücksichtigung der Bedingungen im Erfassungsjahr (s.o.) einmalig anhand der folgenden Unterkriterien:
Habitatqualität:
- Anzahl der zum Vorkommen gehörenden Gewässer
- Beschattung (Anteil durch Gehölze beschatteter Wasserfläche)
- Submerse und emerse Vegetation (Uferzonen)
- Austrocknung der Laichgewässer während der Begehungen im Untersuchungsjahr
- Durchgängigkeit geeigneter vegetationsarmer Lebensräume (regelmäßig beweidet oder gemäht oder mit Rohböden) zwischen Landhabitat und Gewässer
- Vorhandensein von Versteckmöglichkeiten (Gestein, Wurzel- und Kleinsäugergänge) und offener, grabbarer Boden
- Entfernung zum nächsten Vorkommen
Beeinträchtigungen
- Fischbestand und fischereiliche Nutzung
- Sukzession des Gewässers/Verlandung
- Verlust von Laichgewässern durch Verfüllung und Nutzungswandel
- Sukzession oder nutzungsbedingter Verlust von Offenlandhabitaten
- Verlust von Versteckplätzen
- Fahrwege im Lebensraum bzw. an diesen angrenzend (100 m Umkreis)
- Isolation durch monotone, landwirtschaftliche Flächen im Umfeld
- Weitere Beeinträchtigungen
Derzeit (Stand 2024) umfasst die Gebietskulisse des FFH-Monitorings für die Geburtshelferkröte 11 Monitoringgebiete (=Stichprobenflächen). Die Gebiete befinden sich in den zwei westlichen Landkreisen Harz und Mansfeld-Südharz.
In der nachfolgenden Karte sind die Monitoringgebiete eingezeichnet. In der anschließenden Tabelle werden die Flächen noch einmal mit weiteren Informationen zur genauen Lage aufgeführt.
STPE-Nr. | Name | Landkreis | Lage im FFH-Gebiet | Biogeogr. Region |
---|---|---|---|---|
AlytObst_01 | Elbingerode, Schacht 3, Regenbecken | Harz | FFH0081LSA (anteilig) | Kontinental |
AlytObst_02 | Quedlinburg, Tongrube Altenburg | Harz | – | Atlantisch |
AlytObst_03 | Warnstedt, Kiesgrube Rosshöhe | Harz | – | Atlantisch |
AlytObst_04 | Agnesdorf, Bauerngraben | Mansfeld-Südharz | FFH0101LSA | Kontinental |
AlytObst_05 | Wickerode, Teichanlage | Mansfeld-Südharz | FFH0101LSA | Kontinental |
AlytObst_06 | Badeborn, Kiesgrube | Harz | – | Kontinental |
AlytObst_07 | Gernrode, Neuer Teich | Harz | – | Kontinental |
AlytObst_08 | Friedrichsbrunn, Erichsteich | Harz | FFH0096LSA | Kontinental |
AlytObst_09 | Ballenstedt, Dachsteich und Glockenteich | Harz | FFH0177LSA | Kontinental |
AlytObst_10 | Gorenzen, Stauteich Hagenbach | Mansfeld-Südharz | – | Kontinental |
AlytObst_11 | Granitsteinbruch am Birkenkopf | Harz | – | Kontinental |